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Didaktische Hinweise zum Online-Einstieg Flossenbürg

Dieses Online-Angebot unterstützt die Vorbereitung des Besuchs der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg mit Schülerinnen und Schülern insbesondere der 9. Klassen. Bitte buchen Sie im Voraus einen Termin direkt bei der Gedenkstätte. Hier finden Sie Informationen über die technischen und zeitlichen Voraussetzungen und didaktische Hinweise.

Allen bayerischen Schulen wird der Besuch einer KZ-Gedenkstätte empfohlen. Dieses Online-Angebot unterstützt die Vorbereitung des Besuchs der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg. In ein bis zwei Unterrichtsstunden lernen die Schüler/innen zwei Menschen kennen, die die KZ-Haft überlebt haben. Sie berichten über ihre Jugendzeit, ihre Verfolgungsstationen und ihren Lager- und Arbeitsalltag in Flossenbürg und seinen Außenlagern. Arbeitsvorschläge helfen dabei, sich diesen Biografien anzunähern und über diese persönliche Begegnung Fragen an den historischen Ort des ehemaligen Konzentrationslagers Flossenbürg zu entwickeln, die in der Gedenkstätte aufgegriffen und vertieft werden.

Am Mittwoch, 17.10.2012, wurde der Online-Einstieg bei einer Fortbildung in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg vorgestellt.

Zielgruppe

Der Online-Einstieg wendet sich an die Mittelstufe, insb. Klasse 9, aller Schularten, insbesondere der Wirtschaftsschulen, Mittel- und Realschulen sowie Gymnasien. Er eignet sich aber auch für einen Oberstufenkurs.

Zeitliche und technische Voraussetzungen

Vorgesehen sind zwei 45-minütige Lerneinheiten und eine Hausaufgabe. Möglich ist auch die Reduktion auf eine 45-minütige Stunde. Sinnvoll ist eine Auswertung und Vertiefung nach dem Gedenkstättenbesuch, für die Hinweise und Links bereit stehen.

Erforderlich sind ein Rechner mit Internet-Anschluss und ein Beamer mit Lautsprechern. Auch die individuelle Bearbeitung an Schüler-PCs ist möglich. Eine Installation von Software oder eine Registrierung im Online-Archiv ist nicht nötig. Vorab sollen die PDF-Arbeitsblätter in gewünschter Zahl ausgedruckt werden.

Die Vorbereitung sollte kurz vor dem Gedenkstättenbesuch erfolgen.

Vorgehen und Methoden

Aus den mehrstündigen Interviews mit Helena Bohle-Szacki und Joseph Korzenik stehen jeweils achtminütige Zusammenschnitte online bereit. Dazu gibt es Fotos, Kontextinfos, Kurzbiografien und Arbeitsblätter als PDF-Dateien. Wir schlagen folgenden Ablauf vor (vgl. Tabelle):

In der Unterrichtsstunde werden diese Interview-Kurzfilme (oder einer von ihnen) im Klassenzimmer (oder Medien/PC-Raum) vorgeführt. Die Auswahl eines Films den Schüler/innen zu überlassen, ist aktivierend und legt, wenn die Entscheidung begründet wird, Vorerwartungen der Schüler/innen offen.

Anschließend notieren die Schüler/innen auf dem Arbeitsblatt 1 (als PDF downloadbar) ihren persönlichen Eindruck, die wesentlichen Verfolgungsstationen und offene Fragen (evtl. in Kleingruppen). Diese Ergebnisse werden danach im Plenum diskutiert; offene Fragen werden festgehalten.

In einem weiteren Arbeitsschritt (fakultativ) rekonstruieren die Schüler/innen das Leben der/des Zeitzeugen/in mit Hilfe von Zeitstrahl und Kartenarbeit (mit Hilfe der PDF-Arbeitsblätter 2 und 3). Mit dem Online-Angebot kann dies auch als Hausaufgabe geschehen.

In der zweiten Unterrichtsstunde (fakultativ) werden die Ergebnisse der biografischen Arbeit zuhause (PDF-Arbeitsblätter 2 und 3) zusammengetragen. Dann wird der zweite Interview-Kurzfilm gesehen und gemeinsam reflektiert (PDF-Arbeitsblatt 1, bei ausreichend Zeit auch 2 und 3). Um männliche und weibliche Erfahrungen in Haupt- und Außenlager anzusprechen, sollten nach Möglichkeit beide Filme gesehen werden. Bei begrenzter Zeit ist aber ein intensiv bearbeiteter Erinnerungsbericht sinnvoller als zwei oberflächlich gesehene Filme.

Abschließend formulieren die Schüler/innen offene Fragen, die sie zur Gedenkstättenfahrt mitbringen. Aus der biografischen Arbeit könnten beispielsweise Fragen nach Haftgründen, nach Außenlagern, nach Lebensbedingungen oder auch nach Erinnerungsmustern entstehen.

Am historischen Ort in Flossenbürg gehen die Rundgangsleiter/innen auf die beiden Biografien ein, stellen Verbindungen zu Gebäuden und Ausstellungsobjekten her und helfen bei der Beantwortung der Schülerfragen.

Nach dem Besuch der Gedenkstätte sollte ein Auswertungsgespräch in der Schule stattfinden. Dies kann zu Hause mit dem online bereit stehenden Auswertungsbogen vorbereitet werden. Das Projektteam freut sich über Feedback von Schüler/innen und Lehrer/innen mit diesem Online-Formular.

Didaktische Überlegungen

Der Online-Einstieg Flossenbürg bereitet den Gedenkstättenbesuch in einer biografischen Perspektive vor. Die im Zentrum stehenden Ausschnitte aus mehrstündigen Interviews mit Helena Bohle-Szacki und Joseph Korzenik setzen auf eine persönliche Begegnung mit der jeweiligen Person und ihrer individuellen Erfahrungen. Sie veranschaulichen den historischen Ort, indem sie den dort erlebten Terror, die Erniedrigungen, die Zwangsarbeit und das Überlebt-Haben ansprechen.

Die auf die Interview-Kurzfilme abgestimmten Arbeitsvorschläge unterstützen ein problem- und handlungsorientiertes Lernen. Sie orientieren sich an den Bildungsstandards und fördern die in den Rahmenlehrplänen verankerten medialen, narrativen und quellenkritischen Kompetenzen. Kurzbiografien und weitere Materialien gewährleisten die historische Kontextualisierung der Einzelbiografien.

Dieser Online-Einstieg zielt nicht auf die Vermittlung von Faktenwissen über die Geschichte des KZ Flossenbürg. Vielmehr sollen Fragen angeregt werden, die während des Rundgangs in der Gedenkstätte aufgegriffen, beantwortet und diskutiert werden.

Zu dem gebuchten Termin begleitet ein/e Rundgangsleiter/in die Gruppe über das Gedenkstättengelände. In den historischen Erläuterungen werden der Appellplatz, die Kommandantur, das Häftlingsbad, die Standorte der Baracken sowie das Krematorium einbezogen. Daraus ergeben sich vielfache, auch visuelle Anknüpfungspunkte zu den gehörten Erzählungen von Joseph Korzenik und Helena Bohle-Szacki.

Vertiefung und Projektarbeit

Als Vertiefung können im Unterrichtsgespräch die medialen und quellenspezifischen Dimensionen des Interview-Kurzfilms (Interview-Setting, Kameraführung, Erzählmuster, Sprache, Gestik, Mimik, Filmschnitt, Voice-Over etc.) zusammengetragen und in ihrer Wirkung reflektiert werden (evtl. mit PDF-Arbeitsblatt 5). Dies eignet sich auch für fachübergreifende Arbeit im Deutsch-Unterricht.

Zur inhaltlichen Vertiefung und historischen Kontextualisierung eignet sich besonders die Lernsoftware „Zwangsarbeit 1939-1945. Zeitzeugen-Interviews für den Unterricht“, die bei der Bundeszentrale für politische Bildung bestellt werden kann.

Nach einer Anmeldung kann das Online-Archiv www.zwangsarbeit-archiv.de auch für wissenschaftspropädeutische Seminare (W-Seminare) oder Projekt-Seminare zur Studien- und Berufsorientierung (P-Seminare) genutzt werden. Dabei wird eine Bezugnahme zur eigenen Lebenswelt angeregt. Schulische und außerschulische Projekte können Spurensuchen, Archiv- und Quellenarbeit sowie eigene Interviews umfassen.

Möglicher zeitlicher Ablauf der Lerneinheit

 

Zeit

Thema

Material

Teil 1 (erste Unterrichtsstunde)

10 Min.

Einführung, ggf. Technikaufbau. Auswahl eines Interview-Kurzfilms durch die Schüler/innen

Porträts auf der Startseite

10 Min.

Vorführung eines Interview-Kurzfilms im Plenum

 

15 Min.

Reflexion in Kleingruppen

PDF-Kurzbiografie, PDF-Arbeitsblatt 1 „Eindrücke und Themen“ (s. Links in der rechten Spalte)

10 Min.

Auswertung im Plenum. Weitere Fragen und Aufgaben

PDF-Arbeitsblatt 4 „Fragen an die Gedenkstätte“ (bei nur einer Unterrichtsstunde)

Teil 2 (evtl. Hausaufgabe)

15 Min.

Lebensweg (biografische Kartenanimation) sehen. Erneut Kurzfilm sehen

 

15 Min.

Gruppe A: Biografische Rekonstruktion (Zeitstrahl)

PDF-Arbeitsblatt 2 „Erlebte Geschichte“,  PDF-Kurzbiografie

Gruppe B: Biografische Rekonstruktion (Kartenarbeit)

PDF-Arbeitsblatt 3 „Ein Lebensweg“, PDF-Kurzbiografie

Teil 3 (zweite Unterrichtsstunde)

10 Min.

Vorstellung und Diskussion der biografischen Rekonstruktionen zum ersten Film

Ausgefüllte Arbeitsblätter 2 und 3

15 Min.

Vorführung des zweiten Interview-Kurzfilms und des zweiten Lebenswegs (biografische Kartenanimation)

 

15 Min.

Reflexion in Kleingruppen

PDF-Kurzbiografie und PDF-Arbeitsblatt 1: Eindrücke und Themen

5 Min.

Abschluss. Individuelle Fragen

PDF-Arbeitsblatt 4 „Fragen an die Gedenkstätte“

Gedenkstättenbesuch

Ausgefülltes Arbeitsblatt 4

Nachbereitung

15 Min.

Auswertungsgespräch

Online-Fragebogen

Vertiefung

30 Min.

Video-Interview als Quelle

PDF-Arbeitsblatt 5: Sprache und Bild

Projekttag

Ausführliche Auseinandersetzung mit der Biografie Helena Bohle-Szackis und weiterer Zwangsarbeiter(innen)

Lernsoftware „Zwangsarbeit 1939-1945. Zeitzeugen-Interviews für den Unterricht“

Projektarbeit, W- oder P-Seminar

Vollständige Interviews

Andere Zeugnisse über das KZ Flossenbürg

Zwangsarbeit in der eigenen Stadt

Online-Archiv „Zwangsarbeit 1939-1945“

Zum Weiterlesen