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Yehuda Bacons Werke im Bundestag

News vom 31.01.2018

Anlässlich des Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2018 zeigt der Deutsche Bundestag bis zum 28. Februar eine Ausstellung mit Werken des israelischen Künstlers Jehuda Bacon.

Bacon wurde 1929 in eine orthodoxe jüdische Familie in Mährisch Ostrau (heute Tschechien) geboren. 1942 wurde er mit seinen Eltern und einer Schwester in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert,später nach Auschwitz überführt. Bacon überlebte als Einziger von ihnen schwer typhuskrank. Noch im Lazarett begann er zu zeichnen: Porträts von Mithäftlingen und die Anlagen der Konzentrationslager, in denen er drei Jahre zu leben gezwungen war. Die Blätter wurden in den Auschwitzprozessen 1964 als Zeugnisse genutzt.

Nach seiner Genesung ging Jehuda Bacon nach Prag und begann dort wenig später ein Kunststudium. 1946 führte er dieses in Jerusalem fort, später studierte er auch in London und Paris. Ab 1959 arbeitete Bacon an der Bezalel Akademie als Professor für Radierung und Lithografie. Zu seinen berühmtesten Schülerinnen gehört Sigalit Landau. Nach 35 Jahren Lehrtätigkeit wurde er 1994 emeritiert. Der Künstler lebt und arbeitet seitdem als freischaffender Künstler in Jerusalem und kann derzeit auf ein Werk von mehr als 7.000 Zeichnungen, Gemälden und Druckgrafiken verweisen.

Die Ausstellung im Deutschen Bundestag, die dankenswerterweise durch Leihgaben aus den Kunstsammlungen der Diözese Würzburg realisiert werden konnte, versteht sich als kleine Hommage an einen großen Künstler, dessen Werk wie nur wenige andere Zeugnis von scheinbar unvereinbaren Polen ablegt: von Tod und Vernichtung – und von der Rückkehr ins Leben, das zu feiern er in der Kunst wie kein anderer versteht.

Im Jahr 2006 gab Yehuda Bacon Dagi Knellessen ein einstündiges lebensgeschichtliches Interview, das im Online-Archiv "Zwangsarbeit 1939-1945" abrufbar ist. Auf den offen zugänglichen Webseiten des Projekts existiert ein auf diesem Interview basierender Themenfilm, in dem Bacon über seine Zeugenschaft im Eichmann- und Auschwitzprozess spricht.


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