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Wichtige Begriffe zur nationalsozialistischen Zwangsarbeit

Wichtige Begriffe zur nationalsozialistischen Zwangsarbeit werden hier erläutert. Weitere Erklärungen finden sich im Lexikon auf der Lernsoftware "Zeitzeugen-Interviews für den Unterricht".

Zwangsarbeit

Arbeit, die mit nicht-wirtschaftlichem Zwang und unter Androhung von Strafe verlangt wird. Unter Zwangsarbeit im Nationalsozialismus versteht man insbesondere die Verschleppung und Ausbeutung von über 13 Millionen ausländischen KZ-Häftlingen, Kriegsgefangenen und „zivilen“ Arbeitskräften in Deutschland. Zwangsarbeit gab es auch in Ghettos, Arbeitserziehungslagern und anderen Lagern im gesamten besetzten Europa und betraf insgesamt etwa zwanzig Millionen Menschen. Deutsche Jüdinnen und Juden und deutsche Häftlinge leisteten ebenfalls Zwangsarbeit. Daneben herrschte in vielen besetzten Ländern ein allgemeiner Arbeitszwang für die Zivilbevölkerung. Davon abzugrenzen sind die Arbeitspflichten für die deutsche Bevölkerung (Reichsarbeitsdienst, Dienstverpflichtung, Landjahr), die unter völlig anderen Bedingungen stattfanden.

Fremdarbeiter

Umgangssprachliche Bezeichnung für „zivile“ Zwangsarbeiter im Nationalsozialismus. Der Begriff „Fremdarbeiter“ verschleiert den Zwang als Grundlage des Arbeitseinsatzes. Selbst die ursprünglich freiwillig, d. h. oftmals aus wirtschaftlicher Not nach Deutschland gekommenen „Fremdarbeiter“ durften später ihren Arbeitsplatz nicht mehr verlassen. Der in den Quellen nur selten verwendete Begriff „Fremdarbeiter“ fand nach 1945 Verbreitung, um den nationalsozialistischen Ausländereinsatz von der Beschäftigung der „Gastarbeiter“ in der Bundesrepublik zu unterscheiden. In politischen Debatten werden Arbeitsmigrantinnen und Arbeitsmigranten noch heute gelegentlich als „Fremdarbeiter“ bezeichnet.

Fremdvölkische

Nationalsozialistische Bezeichnung für Menschen, die nicht „germanischer Abstammung“ waren und nicht zur „Volksgemeinschaft“ zählten. Als „fremdvölkisch“ galten alle Ausländerinnen und Ausländer, die nicht aus „germanischen“ Ländern wie den Niederlanden oder Skandinavien kamen. Als „rassisch minderwertig“ wurden insbesondere Slawinnen und Slawen angesehen. Ganz unten in der NS-Rassenhierarchie standen Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma sowie nicht-weiße Personen; sie galten als „fremdvölkisch“, auch wenn sie Deutsche waren.

Sklavenarbeiter

Heutige Bezeichnung für völlig rechtlose Arbeitskräfte, v. a. für die Häftlinge von Konzentrationslagern. Der Begriff „Sklavenarbeiter“ wurde als einer der Hauptanklagepunkte in den Nürnberger Prozessen für alle zur Arbeit ins Reich Verschleppten verwendet. In den Entschädigungsverhandlungen der 1990er Jahre bezeichnete er dagegen nur die Gruppe der KZ-Häftlinge, die für die SS, für private oder staatliche Unternehmen arbeiten mussten und extrem ausgebeutet wurden („Vernichtung durch Arbeit“). Der mit diesem Begriff verbundene Vergleich der NS-Zwangsarbeit mit der Sklaverei in anderen Epochen ist umstritten, u.a. weil die SS im Unterschied zu anderen Sklavenhaltern kaum am Überleben ihrer "Sklavenarbeiter" interessiert war.

Zivilarbeiter

Heutige Bezeichnung für Zwangsarbeiter, die keine Kriegsgefangenen oder KZ-Häftlinge waren. Im Sommer 1944 gab es im Deutschen Reich rund 5,7 Millionen ausländische Zivilarbeiterinnen und Zivilarbeiter. Sie wurden von privaten Firmen, Behörden, Bauern oder Familien beschäftigt, untergebracht und überwacht. Kriegsgefangene und Militärinternierte dagegen unterstanden der Wehrmacht, Häftlinge der SS oder der Gestapo.

Ostarbeiter

Nationalsozialistische Bezeichnung für Zivilarbeiter aus den ab dem 22. Juni 1941 besetzten Gebieten der Sowjetunion. Nach der anfänglichen Anwerbung von Freiwilligen folgte sehr bald die gewaltsame Verschleppung von 2,1 Millionen sowjetischen Frauen und Männern nach Deutschland. „Ostarbeiterinnen“ und „Ostarbeiter“ mussten das diskriminierende „OST“-Abzeichen tragen, wurden meistens in besonderen Lagern untergebracht und weitaus schlechter behandelt als Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus anderen Ländern. Nach der Befreiung wurden viele von ihnen in der Sowjetunion wegen angeblicher Kollaboration diskriminiert oder verfolgt. Menschen aus Polen zählten nicht zu den "Ostarbeitern", wurden aber ebenfalls besonders schlecht behandelt.