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Vor 78 Jahren: Die "Polen-Erlasse"

News vom 08.03.2018

Heinrich Himmlers Polen-Erlasse vom 8. März 1940 schufen ein rassistisches Sonderrecht für Millionen von polnischen Zwangsarbeitern. Sie mussten besondere Abzeichen tragen, zahlreiche Schikanen und eine brutale Gestapo-Kontrolle erdulden. Die Kennzeichnungspflicht durch den Buchstaben „P“ an der Kleidung – eine erste sichtbare Stigmatisierung von Menschen im nationalsozialistischen Deutschland – diente der Ausgrenzung der Polen aus der sog. „Volksgemeinschaft“. Polnische Zwangsarbeiter durften grundsätzlich keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen, weder Kirchen noch Gaststätten besuchen, nicht fotografieren oder Fahrrad fahren. Private Kontakte mit Deutschen führten nicht selten zu KZ-Haft oder gar Todesstrafe.

Die Polen-Erlasse waren ein zentrales Instrument der nationalsozialistischen Bürokratie, um rassistische Ausgrenzung und ökonomische Ausbeutung miteinander in Einklang zu bringen. Dem Vorbild des P-Abzeichens folgte 1941 der Judenstern und 1942 das für sowjetische Zwangsarbeiter vorgeschriebene OST-Abzeichen. In der öffentlichen Erinnerung sind die Erlasse heute kaum präsent.

Hörstück zu den Polen-Erlassen

Im Audio-Themenclip erzählen eine Zeitzeugin und zwei Zeitzeugen, wie sich die Polen-Erlasse auf ihr Leben als polnische Zwangsarbeiter auswirkten. Kazimierz B. arbeitete in der Henschel-Flugzeugfabrik in Berlin, Janina Halina G. bei der AEG in Hennigsdorf, Karol S. in einer Gärtnerei in Oberschlesien.

Vollständig abrufbar sind die drei Interviews und knapp 600 weitere Zeitzeugen-Berichte in dem am Center für Digitale Systeme (CeDiS) der Freien Universität Berlin angesiedelten Online-Archiv "Zwangsarbeit 1939-1945". Unter www.zwangsarbeit-archiv.de stehen neben den Audio- und Video-Interviews auch Übersetzungen, Inhaltsverzeichnisse und Kurzbiografien bereit. Sie werden ergänzt durch Lernmaterialien, eine Literaturdatenbank, Themenclips und Expertengespräche.

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