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Polizei und Zwangsarbeit: Das Verhalten von Polizisten und Werkschutzmitarbeitern

Die deutsche Polizei spielte eine wichtige Rolle bei der Organisation der Zwangsarbeit. Dies verdeutlicht die aktuelle Ausstellung "Ordnung und Vernichtung" in Ingolstadt, auch mit Hilfe von Erinnerungen ehemaliger Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter.

In dem folgenden Video berichten eine Zeitzeugin und zwei Zeitzeugen, wie sie das Verhalten deutscher Polizisten und Werkschutzmitglieder erlebt haben.

Polizei und Zwangsarbeit. Das Verhalten von Polizisten und Werkschutzmitarbeitern. Ausschnitte aus den Video-Interviews mit Bronislawa A. (aus Weißrussland), André D. (aus Frankreich) und Zdzisław D. (aus Polen), Archiv "Zwangsarbeit 1939-1945", Dauer 9:21 Minuten, Schnitt: Tobias Kilgus, © Freie Universität Berlin 2011

Polizei und Zwangsarbeit - Ausstellung in Ingolstadt

Nicht nur die Gestapo, sondern alle Sparten der deutschen Polizei waren am nationalsozialistischen Terror beteiligt, im Reich und in allen eroberten Gebieten. Die Polizei spielte auch eine große Rolle bei der Verschleppung von Zivilisten zur Zwangsarbeit für die deutsche Kriegswirtschaft und bei ihrer Disziplinierung in den Lagern.

Dies ist ein Thema der vom Deutschen Historischen Museum und der Deutschen Hochschule der Polizei erarbeiteten Ausstellung "Ordnung und Vernichtung. Die Polizei im NS-Staat". Die 2011 in Berlin, 2012 in Ingolstadt gezeigte Ausstellung untersucht die Polizei als ein zentrales Herrschaftsinstrument des NS-Regimes.

Die Ausstellung zeigt neben zahlreichen Bildern und Dokumenten aus unterschiedlichsten Archiven auch eine vom Center für Digitale Systeme der Freien Universität Berlin erstellte Medienstation mit Interview-Ausschnitten aus dem Online-Archiv "Zwangsarbeit 1939-1945". Drei Ausschnitte sind nun hier online zu sehen:

Die 13-jährige „Ostarbeiterin“ Bronislawa A. wird von uniformierten Werkschutzmitarbeitern zur Arbeit getrieben. Der 22-jährige Franzose André D. erlebt das polizeiliche Bewachungssystem, Razzien und Bestrafungen im Zwangsarbeiterlager der Heinkel-Flugzeugwerke . Der 18-jährige Pole Zdzisław D. wird vom Ortspolizisten einer norddeutschen Kleinstadt schikaniert und verprügelt .

Biografische Daten

Bronislawa A.

  • geb. 1930 in der Nähe von Minsk (Sowjetunion)
  • 1943 Razzia der deutschen Besatzungstruppen gegen Partisanen im Dorf, Verschleppung nach Pirmasens (Pfalz)
  • 1943 Zwangsarbeit für die Differdinger Stahlwerke AG im besetzten Luxemburg
  • 1944 Zwangsarbeit für eine Reifenfabrik in Hannover
  • 1945 Befreiung und  Rückkehr; später Arbeit in der Kolchose und in Minsker Fabriken
  • 1986 Rente

André D.

  • geb. 1922 in der Nähe von Grenoble (Frankreich)
  • 1939-1943 Arbeit auf einem Bauernhof, dessen Eigentümer in deutscher Kriegsgefangenschaft war
  • 1943 Einberufung zum Service du Travail obligatoire (Zwangsarbeitsdienst)
  • 1943- 1945 Zwangsarbeit für die Henkel Flugzeugwerke in Eger / Cheb (Sudetenland)
  • 1945 Befreiung und Rückkehr; Arbeit als Bauer
  • 1977 Bürgermeister in seinen Heimatort, Kampf um Anerkennung im Verein ehemaliger Zwangsarbeiter

Zdzisław D.

  • geb. 1924 in Łódź (Polen)
  • 1937 Abschluss der Grundschule und Arbeit in der Bäckerei des Vaters
  • 1940 Zwangsarbeit in einer Munitionsfabrik bei Dannenberg (Niedersachsen)
  • 1942 Flucht nach Łódź und erneute Deportation zur Arbeit in einer Bäckerei in Dannenberg
  • 1945 Aufenthalt in einem Displaced Persons-Camp bei Hamburg, dann Rückkehr und Arbeit als Bäcker, später als Buchhalter
  • 2004 Besuch in Dannenberg