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Nach 1945 - Hintergrundinformationen

Nach dem Krieg wurden die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter zu "vergessenen Opfern.“

Die NS-Zwangsarbeit wurde trotz ihrer Verurteilung in den Nürnberger Prozessen in der Bundesrepublik Deutschland seitens der Politik und der Gerichte Jahrzehnte lang als übliche Begleiterscheinung von Krieg und Besatzungsherrschaft bezeichnet und damit zugleich bagatellisiert, nicht aber als spezifisches NS-Unrecht anerkannt. Ausländische NS-Opfer hatten im Nachkriegsdeutschland ohnehin kaum eine Stimme.

Befreiung und Heimkehr

Nach ihrer Befreiung lebten die nach Deutschland deportierten Zwangsarbeiter zunächst als "Displaced Persons“ in Lagern und warteten auf ihre Repatriierung in ihre Heimatstaaten oder ins westliche Ausland. Für viele, insbesondere sowjetische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, war der Leidensweg 1945 noch nicht zu Ende. Sie wurden nach ihrer Rückkehr in ihrer Heimat pauschal der Kollaboration mit den Deutschen verdächtigt; einige verschwanden in den stalinistischen Lagern. Die meisten leiden noch immer und besonders im Alter unter den psychischen und physischen Folgeschäden des "Totaleinsatzes“. In vielen osteuropäischen Ländern leben sie heute oftmals am Rand des Existenzminimums.

Vergessene Lager

Auch die Lager wurden zu "vergessenen Lagern". Die Baracken wurden abgetragen oder nach Kriegsende weiter genutzt als Flüchtlings- oder "Gastarbeiter“-Unterkünfte. Beispielsweise errichtete die Rote Armee in Sachsenhausen und Buchenwald neue Speziallager, in Ravensbrück eine Kaserne. Dachau wurde von der US-Armee genutzt; auf dem Areal des ehemaligen KZ Neuengamme bei Hamburg entstand eine Justizvollzugsanstalt. Viele Lager wurden bis in die 1990er Jahre gewerblich genutzt, etwa das Zwangsarbeiterlager Berlin-Schöneweide oder das Kriegsgefangenenlager Sandbostel.

Erinnerungsorte und Initiativen

Zwar wurden bald nach 1945 an einigen Orten, vor allem auf Friedhöfen, erste Denkmäler für NS-Opfer errichtet, meist aber ohne konkreten Bezug auf ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Erst seit den 1980er Jahren machten zahlreiche lokale Erinnerungsinitiativen die Allgegenwart der Lager und das Schicksal der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in der deutschen Kriegsgesellschaft immer mehr bewusst. Allenthalben wurden Lokalstudien, Spurensuchen und Zeitzeugenbegegnungen unternommen, oft von Ablehnung durch das lokale und universitäre Establishment begleitet. Motiviert durch nationale Erinnerungs-Debatten, etwa um die unter Helmut Kohl 1993 umgestaltete "Neue Wache“ in Berlin, um das 2005 eingeweihte zentrale Holocaust-Denkmal oder um die Zwangsarbeiter-Entschädigung, hat sich inzwischen ein dicht gespanntes Netz von lokalen und regionalen Erinnerungsorten an Stellen ehemaliger NS-Lager gebildet. Die Zwangsarbeiter konnten damit nach und nach aus dem Status der "vergessenen Opfer“ heraustreten.

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